Musik und Sprache

Musik ist Kommunikation, nur mit Tönen statt Worten!

Noch immer ist das Bild einer klaren Trennung von Musik und Sprache im Gehirn weit verbreitet, obwohl wissenschaftliche Ergebnisse diese Annahme nicht stützen. ProfimusikerInnen benutzen beim Musikhören Sprachfunktionen des Gehirns – und die sitzen vorwiegend in der linken Hemisphäre (bei Rechtshändern). Bei Musikern kann häufig festgestellt werden, dass sie Musik auch in jenen Hirngebieten verarbeiten, die eigentlich mit der Sprachverarbeitung betraut sind.“

In einem Definitionsversuch vom Unterschied von Sprache und Musik beschreibt H. de la Motte-Haber in „Hier ist Fritz, dort steht Liesel“ als Sachverhalte, die gestisch angezeigt, oder verbal mitgeteilt, jedoch nicht mit Musik ausgedrückt werden können. Weiters stellt sie fest, dass sich Musik von Sprache dadurch unterscheidet, dass sie nicht zur Darstellung von Sachverhalten des Alltags gebraucht wird. Musik ist kein Medium, das normalerweise der Verständigung über zwischenmenschliche Vorgänge dient und sie bietet keine Hülle für die Fixierung von Wissen. „Sie wird immer als eine Kunstäußerung verstanden, selbst dann, wenn sie als >akustische Tapete< in Flugzeugen, Empfangshallen, Supermärkten und Wohnstuben die Funktion eines schlechten Designs der Umweltgestaltung übernimmt.“ Musik ist nicht stumm, im Gegensatz zur Sprache die ohne Klangeindrücke gelesen wird. Musik besitzt satzanaloge Strukturen, jedoch ist es nicht möglich eine Parallele zu einer kleineren Einheit wie dem Wort zu finden. (ein Ganzschluss kann z.B. trotz seines selteneren Auftretens mit einem Punkt verglichen werden). Musikalische Einheiten können leicht isoliert jedoch nicht klar abgegrenzt werden, hingegen ist dies für ein Wort, eine formal selbstständige Einheit, eine formale Voraussetzung um Bestandteil eines Lexikon werden zu können. Die schriftliche Fixierung von Musik unterscheidet von der Aufzeichnung der Sprache, dass sie vor allem als Spielanweisung dient, sie besitzt als Text eine geringere Eigenständigkeit.

Kann man nicht dennoch Musik als Sprache bezeichnen?

In seiner Anthropologie und vor allem in der Kritik der Urteilskraft äußert sich Immanuel Kant (1724-1804) zur Musik, als dass diese, sofern sie nicht Gesang ist, keine Wörter enthält und nur auf dem Spiel der Empfindungen äußerer Sinneseindrücke beruht, für ihn niedrig sei.
„Aber an dem Reize und der Gemütsbewegung, welche die Musik hervorbringt, hat die Mathematik sicherlich nicht den mindesten Anteil. […] Wenn man […] den Wert der schönen Künste […] schätzt, so hat die Musik unter den schönen Künsten insofern den untersten […] Platz, weil sie bloß mit Empfindungen spielt“
Verglichen mit Pythagoras, ist seine Auffassung sehr verschieden. Somit ist Musik für Kant oberflächlich, äußerlich und hat vielleicht nur eine formale Bedeutung, die es rechtfertigen würde, sie nicht nur als angenehm, sondern auch als schön zu bezeichnen. “Musik wird oft nicht schön empfunden, weil sie stets mit Geräusch verbunden” – dieser Reim von Wilhelm Busch aus Dideldum der Maulwurf scheint die Auffassung Kants gegenüber der Musik einigermaßen treffend zusammenzufassen.